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BERICHT SKIHOCHTOUR JUNGFRAUGEBIET VOM 23. BIS 25. APRIL 2015

Bergführer: Dani Oberli 
Teilnehmer: Madeleine Bieri, Steffi Bieri

Eins vorab: Dieses Jahr hat es tatsächlich geklappt mit dem Finsteraarhorn! Aber schön eines nach dem anderen … Zuerst; Es sah wiederum unsicher aus, doch Dani’s grenzenloser Optimismus beeinflusste den Wettergott in die richtige Richtung und so rüttelten wir am Donnerstagmorgen so früh wie nur irgendwie möglich aufs Jungfraujoch, wo wir ohne Verzögerung Richtung Mönchsjoch starteten. Dort folgte der erste Fahrtest das Ewigschneefeld hinunter, bevor es am Fuss des Fiescherhörner z’grächtem los ging mit Aufsteigen. Zuerst gleichmässig mit Skiern an den Füssen, aber für die letzte steile Flanke zum Fieschersattel mussten die Skis auf den Rucksack und die Steigeisen an die Schuhe. Wer keinen Leichtski mit Leichtbindung hatte, wünschte sich solche. Als Kontrast dazu war dann der Schlussaufstieg aufs Grosse Fiescherhorn beschwingt und leicht, denn wir deponierten alles im Sattel ausser einem Biberli in der Jackentasche, das für den Rest der Tour zum geflügelten Wort wurde (warum, weiss eigentlich niemand so richtig). Eine herrliche Aussicht auf die weisse Gletscherwelt und, als Kontrast dazu, auf die grünen Matten von Grindelwald erwartete uns auf dem Gipfel. Zurück im Sattel fanden wir es schade, nur die Hälfte der beiden 4000er Fiescherhörner zu machen, und nahmen deshalb auch das Hintere noch mit, bevor wir die abenteuerliche Abfahrt durch die Gletscherbrüche Richtung Finsteraarhornhütte in Angriff nahmen und oben tatsächlich noch schöne Pulverschneeschwünge hinlegen konnten. Irgendwo unterwegs entstand das Motto der Tour „Das Leben ist zu kurz, um … “ – ja, was eigentlich? Schon am Folgetag wussten wir nicht mehr, was wir eigentlich gemeint hatten, und kreierten fleissig x Varianten. War wohl die Höhe … Der Folgetag, das war das Finsteraarhorn, das wir schon von den beiden Fiescherhörnern aus respektvoll bewundert hatten. Während des ganzen, sowieso permanent im Schatten verlaufenden Aufstiegs machte uns ein eiskalter böiger Wind zu schaffen. Softshell-Jacke plus Primaloft- Jacke plus GoreTex-Jacke und immer noch am Frieren … erst im Hugisattel, wo die Ski deponiert wurden, kamen wir an die Sonne. Beim Gratkraxeln wurde uns dann endlich warm: Klettern in Skischuhen mit Steigeisen dran war ungewohnt und manches Mal mussten die Knie zu Hilfe genommen werden. Egal, Schönheitspreise gibt’s in dieser Höhe sowieso keine mehr (und das Beauty-Case schleppten, entgegen anderslautender Gerüchte, weder Steffi noch ich mit! Nur um das mal klarzustellen…). Das Gipfelerlebnis war genial, mit eindrücklicher Aussicht auf unzählige Gipfel in alle Richtungen und noch eindrücklicheren Tiefblicken auf Finsteraar- und Lauteraar-Firn. Die zwangsläufig folgende Abkraxelei verlangte dann mindestens so viel Konzentration wie der Aufstieg und auch der oberste Teil der Abfahrt war nicht trivial, da pistenähnlich hart und ruppig. Im unteren Teil entschied sich Dani für eine Variante, die das Skitragen über den Frühstücksplatz vermied und offenbar noch von niemanden befahren worden war: Eine steile Rinne mit perfektem Sulzschneeteppich, die leider viel zu schnell vorüber war… In der gemütlichen, hervorragend geführten und eingerichteten Finsteraarhornhütte – ich sage nur: kleine Zimmer mit Einerkojen und Duvets – genossen wir eine wohlverdiente Rösti und abends wohlverdiente Spaghetti, bevor wir uns zur wohlverdienten Ruhe legten und die müden Beine streckten. Am nächsten Tag hatten wir das Grosse Wannenhorn als Ziel, aber die Wetterprognose für Samstag und Sonntag war unsicher und als bereits frühmorgens Nebelschwaden den Gletscher hochzogen, entschied Dani’s Bauchgefühl, besser direkt Richtung Goms zu starten. Der Nebel wurde dichter und auf der Bächilücke betrug die Sicht knappe 10 Meter, plus Schneefall, weshalb wir auf das eigentlich noch angepeilte Vorder Galmihorn verzichteten und uns an die Abfahrt machten. Der Bächigletscher und die Hänge weiter unten im Tal waren schön zu fahren, trotz weit gehendem Blindflug. Weiter unten folgte ein Hindernislaufen bzw. -skifahren über Bäche (ja, es gab nasse Füsse), matschige apere Stellen (nein, es gab keinen dreckigen Hosenboden) und ruppige Lawinenkegel (ja, es gab akrobatische Verrenkungen) bis der Schnee irgendwann fertig, der grüne Talboden aber noch weit unten lag. Also Skitragen…ging aber gut und der Fahrplan der Matterhorn- Gotthard-Bahn in Reckingen unten passte perfekt zu unserem Marschplan. Es waren einmal mehr tolle Tourentage mit eindrücklichen Gipfeln, hervorragend geleitet von Dani – der jetzt hoffentlich vom Gelafer der beiden Bieri-Frauen (nähere oder fernere Verwandtschaftsverhältnisse sind weiterhin ungeklärt) nicht allzu geschockt ist. Merci, wir machen gerne wieder mal mit (Steffi wollte sowieso gleich noch das Gross Grünhorn anhängen…)! PS 1: Die Walliser Käseschnitte in Brig war riesig und schmeckte hervorragend. PS 2: Der Vorschlag kam, statt eines klassischen Tourenberichts eine Sammlung der Sprüche aus diesen drei Tagen zu schreiben. Ich habe mich dagegen entschieden, denn da müsste zu viel zensiert werden… PS 3: Wir müssen so oder so nochmals in die Finsteraarhornhütte zurück, denn gejasst haben wir nicht.